Amiens, France
Angekündigt als Hafen- und Diamantenstadt entpuppt sich das belgische Antwerpen vor allem als ein Labyrinth, das nur schwer zu meistern ist.Hinweis: Vor dem Aufenthalt für ausreichend Sprit und Datenvolumen sorgen.
Das Startdatum der Tour am 1.8. musste eingehalten werden, da es nunmal vor einiger Zeit so beschlossen wurde. Einen weiteren triftigen Grund gab es eigentlich nicht mehr. Im Gegenteil, so sorgte es für Zeitdruck und Stress. Durch einen Auszugstermin im Studentenwohnheim am 31.7. konnte erst am Startdatum selbst der volle Fokus auf die Abreise gelegt werden. Die Spontanität, die mich auf dem Weg leiten soll, setzte somit bereits beim Packen des Autos ein.
Am Abend ging es dann los. Um mich einzugewöhnen und zu schauen, was an Ausstattung noch fehlt oder was zu viel war, begann die Reise mit einem Wochenende an der Ostsee als eine Art Testlauf. Denn das Auto sollte in den kommenden Wochen als Transportmittel und Unterkunft zugleich fungieren
2 Tage und ein paar Besorgungen später konnte der Testlauf abgeschlossen werden und die Reise losgehen. Die Leuphana Universität Lüneburg bot mit Stellplatz, Strom und Toiletten ein komfortables Gesamtpakt für einen ersten Zwischenstop, ehe ich mich am Folgetag auf dem Weg in Richtung Niederlande machte.
Für die Aktivierung meiner Kreditkarte an einem Geldautomaten und einem Thalia-Laden brauchte ich noch einen Halt in Deutschland und landete eher zufällig in Porta Westfalica, das auf dem Weg lag und dessen Charme mich für eine Übernachtung am Ufer der Weser hielt.
Vom Kaiser Wilhelm-Denkmal auf dem 268m hohen Wittekindsberg aus genoss ich am Abend die Aussicht über Porta Westfalica und das Wesertal.
Ich entschied mich für Eidhoven als erste Auslandsstation, das am Ende im Rahmen einer kleinen abendlichen Rundfahrt nur ein Zwischenziel wurde und fuhr noch am selben Abend weiter nach Belgien. In Antwerpen wollte ich einen netten Platz am Hafen suchen. Kurz vor der Stadtgrenze leuchtete die Tankleuchte auf, was bei meinem Auto erst vorkommt, wenn die Anzeige zuvor schon 50km lang unter 0 war und dennoch kein Grund zur Panik war, sollte eine Tankstelle in Reichweite sein. Da jedoch im selben Moment auch mein Datenvolumen verbraucht war, gestaltete sich die Suche nicht zuletzt daher schwierig, sondern vor allem durch Antwerpens Straßenwirrwar aus Brücken und Tunneln, die über und unter den einzelnen Kanalverzweigungen der Hafenanlage führen und einem als Nicht-Ortskundiger ein erhöhtes Orientierungs-Level abverlangen. Es gelang mir, einen Standort an meine Schwester zu senden, die mich per Telefon dann zu einer Tankstelle lotsen konnte. An der ich nach dem Tankvorgang von einem Verrückten attackiert wurde, der mir den Weg der Ausfahrt abschnitt, wild auf die Motorhaube haute, ehe er vom Peugeot abließ, mehrere Schläuche der Zapfsäule auf den Boden warf und anschließend den Verkehr auf der Hauptstraße lahmlegte. Ich ergriff die Flucht und kann daher über Motiv und Ausgang der Situation leider nicht weiter aufklären.
Ich fand letztlich einen Ort der besonderen Art am Wasser mit Blick auf die Hafenanlage von Antwerpen, den ich mir mit einer Reihe von Lastwagen-Fahrern und einer Hasenfamilie teilte, die ihr Zuhause auf den dem Parkplatz umliegenden Grünflächen hatte. Am folgenden Tag fand ich heraus, dass hier zugleich eine Haltestelle für Antwerpens Waterbus war, den ich nutzte, um auf Wasserwegen in die Altstadt zu gelangen, die einen Tagesaufenthalt mehr als Wert war. Aufgrund des Gesamtpakets blieb ich für eine weitere Nacht.
Für den weiteren Verlauf der Tour stand mir nun die Durchquerung Frankreichs auf dem Weg Richtung Atlantikküste bevor. Auf die ich eigentlich wenig Lust hatte und nur als Mittel zum Zweck dienen sollte, um so schnell wie möglich ans Meer zu kommen. Die letztlich aber viel mehr wurde. Um Mautgebühren zu vermeiden und Roadtrip-Feeling herbeizurufen, führte der Weg über Landstraßen. Ich fand schnell Gefallen an ihnen und den kleinen, friedlichen französische Dörfern, die ich durchquerte. In Amiens machte ich einen Halt, um mir die Kathedrale Notre-Dame d-Amiens, die größte gotische Kathedrale Frankreichs und UNESCO-Weltkulturerbe anzuschauen. Auf dem Weg durch die Stadt war es letztlich weniger die Kathedrale selbst, als die kleinen Kanäle, Brücken und Cafés, die Amiens einen besonderen Flair und einen Hauch von Amsterdam und Venedig gaben.
Am Abend sollte es dann weitergehen in die nächste Stadt Rouen, wo ich letztlich nie ankam.
Denn als ich auf dem Weg dorthin das kleine Dorf Aumale durchquerte, überzeugte ein kleiner Parkplatz an einem See, an dem ich zunächst den Abend verbrachte und letztlich auch über Nacht blieb.
Der Anfang der Reise war somit geschafft. Und was das Auto anging, lief bis auf teilweise unsauberes Anspringen des Motors bisher alles bestens. Zumindest mal war nichts, was sich nicht durch ein paar Tricks regeln ließ.