És bela, Portugal

Lagos, Portugal

23.8.25

 

Steilküsten im Westen, ruhige Buchten im Süden, verwitterte Dörfer im Landesinneren, dazwischen Städte voller Leben. Ein Land der Gegensätze, in dem sich doch alles zusammenfügt.

Das in seiner Vielfalt einlädt zu einem Roadtrip über Küstenstraßen und Schotterpisten. 

Portugal verspricht Abenteuer, wir mussten es uns nur holen. 

I see fire

Bei meiner Abfahrt aus Vitória-Gisteiz reichten wieder einmal 5 Minuten Fahrt, ehe die Sonneneinstrahlung bei 40 Grad Außentemperatur mein IPhone lahmlegte. Zuvor zeigte es mir noch an, dass die von mir angepeilte Strecke in Richtung Santiago de Compostela durchs Landesinnere aufgrund der in Spanien wütenden Waldbrände gleich mehrere Risiken darstellte. Nach kurzer Überlegung, dieses Abenteuer einzugehen, entschied ich mich für den sichereren Umweg entlang der Nordküste, die von Bränden weitgehend verschont geblieben war. 

Hin und wieder war ihre Nähe spür- und sichtbar, so zogen sich die Rauchwolken aus dem Landesinneren bis über die Küstenstraßen, die ich befuhr. Mit sieben Stunden Fahrtzeit hatten Flavio und ich an diesem Tage die längste Etappe der Tour auf uns genommen.  

Roadtrip - Revival

2 1/2 Jahre waren vergangen seit unserem Roadtrip in Uruguay auf meiner Südamerika-Reise, als Luisa und ich uns vor einiger Zeit für ein Revival entschieden. Ein portugiesisches Revival, das in Spanien begann. In Santiago de Compostela, dem Dreh- und Angelpunkt für Pilgerreisen in Richtung Jakobsweg, sammelte ich Luisa ein und es ging in Richtung portugiesische Grenze. 

Auf der in Galacien liegenden Halbinsel O Grove verbrachten wir den ersten Tag an einem Strand, der als einziger der Gegend im maximalen Andrang spanischer Urlauber noch eine halbwegs ruhige Urlaubsatmosphäre zuließ. Die persönliche Bilanz eines erholsamen Strandtages war ein missratener Versuch, meiner Bauarbeiterbräune aus den letzten Wochen entgegenzuwirken, der in einem feuerroten Oberkörper endete. 

 

Wir entschieden uns, am nächsten Tag Strecke zu machen und nahmen Kurs auf Porto. Auf der dreistündigen Fahrt über Landstraßen und kleine Dörfer waren wir wie zurückgeworfen in unser Abenteuer in Südamerika, als auf Uruguays Straßen eine Freundschaft entstand, die uns nun als Roadtrip-Team auf die Straßen Portugals verschlug. Mit dem Unterschied, dass unter europäischen Verhältnissen hier alles wesentlich einfacher war. 

Porto

Eine Rezeptionistin als Symbol von Unsympathie, ein geteiltes Mehrbettzimmer mit einer Reisegruppe laut redender und noch lauter schnarchender Mittvierziger und eine heruntergekommene Einrichtung verschafften nicht gerade angenehme Bedingungen. Vielleicht brauchte es aber auch gerade jenen denkwürdigen Hostelaufenthalt, um die Schönheit Portos wahrnehmen zu können. 

 

Entlang der steilen Gassen verleihen Kachelfassaden und Cafés der Stadt einen Charakter, der besonders wird durch die Brücken über den Fluss Douro und uns in Porto viele südamerikanische Großstädte vereint sehen ließ. Wie wir es bereits in Südamerika handhabten, gehörten Pläne nicht auf unsere Reise-Agenda und so wurden Ziele immer während des Weges ausgewählt oder gar entdeckt. So betraten wir auch hier rein zufällig mit der Ponte Dom Luis den wohl schönsten Spot der Stadt ausgerechnet zum Sonnenuntergang. 

Der Ausblick und der Moment hier war zu gut, als dass der folgende Tag, an dem wir durch die Stadt schlenderten und in einem Café verweilten, groß erwähnenswert ist. Der Wohlfühlfaktor der Stadt wird mich gerne einmal nach Porto zurückziehen. 

Nazare & Lisboa

Eine Nachtfahrt, begleitet von Sebastian Fitzeks Thriller „Mimik“ und daher nicht zuletzt wegen der unbeleuchteten Landstraßen durch kilometerweites Nichts durchaus unheimlich, brachte uns dann nach Nazaré. An der Westküste Portugals in der Region Oeste gelegen, ist Nazaré als ursprüngliches Fischerdorf heute vor allem durch sein Epizentrum für Big Wave Surfing weltweit bekannt. Am Praia Norte werden auf den Monsterwellen bei bestimmten Wetterlagen Weltrekorde gebrochen. Zu dieser Jahreszeit ist von den Wellen jedoch wenig zu sehen, stattdessen beeindruckt der Ausblick vom Farol de Nazare auf das weite Meer sowie sie Küste Portugals. 

In Lissabon war mir nun das erste mal in diesem Land einiges vertraut. 2022 war die Stadt einer der ersten Stationen meiner 9-monatigen Reise gewesen und ich hatte mir hiermit das damalige Versprechen erfüllt, in diese Stadt zurückzukehren. Ich genoss am ersten Abend einen Spaziergang entlang des Hafens, der Erinnerungen an die damalige Zeit hervorrief. Am Folgetag erkundigten Luisa und ich verschiedenen Shoppingläden sowie den Aussichtspunkt „Miradouro da Senhora de Monte“ und saugten die Atmosphäre Lissabons in den Gassen und Cafés auf. 

Algarve

Die Strecke in Richtung Lagos verlangte uns so einiges ab. Bei brutaler Hitze, trockener Luft und einer Straße, die in drei Stunden Fahrt fernab der Zivilisation entlang führte. Auf der es keinen sinnvollen Zwischenstopp gegeben hätte. Und so steuerten wir am späten Abend entkräftet das im Süden Portugals gelegene Lagos an. 

Ich realisierte erst am nächsten Tag, dass das ersehnte Ziel des Fährhafens in Huelva von hier aus nur noch zwei Stunden Fahrt entfernt war. 

Es blieb nun also noch eine Woche bis zur Abfahrt in Richtung Kanaren, in der die Anspannung, geschürt durch die begleitete Sorge, Flavio könnte noch etwas zustoßen, ein wenig abfiel. 

In Lagos wurde ein Wendekreis in einer Sackgasse zu einem bewährten Frühstücksspot. Bei einem Menü aus Barguette, Avocado und Café (Red Bull) planten wir den Tag. Die Planung des ersten Tages ging aufgrund des Tourismus-Andrangs am schönsten Strand in Lagos nicht auf und trieb uns letztlich in eine weniger besiedelte Gegend. Der Praia do Barranco war jedoch nur über eine 3 km lange Schotterpiste zu erreichen, die derartig uneben war, dass jedes Schlagloch ein Alarmsignal zum Umdrehen darstellte. Wir wurden belohnt, als wir sie alle ignorierten und letztlich die kleine Bucht erreichten. Inklusive einer kleinen Wanderung auf den nächsten Felsen war der Ausflug hierhin eine 10/10.  

 

Am Abend konfrontierten wir uns dann selbst erneut mit dem Urlaubstourismus in Lagos` Innenstadt, als wir uns auf der Suche nach einem Restaurant durch die Menschenmassen kämpfen und von einer ausgebuchten Lokalität zur nächsten schlenderten. Wie der Strand lag nun also auch das Restaurant des Tages etwas außerhalb, wie der Strand war aber auch das Restaurant in ruhiger Atmosphäre gelegen und origineller gewesen. Nur hätte das Essen wenigstens schmecken können. 

 

Am nächsten Tag führte uns die Wendekreis-Barguette-Avocado-Planung dann vormittags zum Ponta de Piedade, Lagos`Hauptspot auf den Klippen mit Blick auf das Meer und nachmittags zu einem weiteren Roadtrip. Auf dem Weg zum Ponta da Atalai wirkte es, als hätten wir uns in eine andere Welt teleportiert. Von einer Sekunde auf die Nächste wurde aus 30 Grad und Sonnenschein ein düsterer, kühler Nebel, der uns bis zum Ziel begleitete. Es war ein mystischer Ort auf den Klippen, der mit seinen kniehohen stoppelige Büschen, eine kleine Ruine und dem Blick auf die dunklen Wellen, die an die Klippe schlugen, Kontrast zum sonnigen Portugal schuf. 

Von Uruguay bis Portugal

Und dann war der letzte Tag auch schon gekommen. Ein letztes Mal Frühstück von Aldi, ein letztes Mal Tagesplanung, ein letztes Mal Spontanität auf dieser Tour. Uruguay und Portugal vereinen wenige Gemeinsamkeiten. Die größte uns bekannte liegt im möglichen Abenteuer auf den Straßen. Und Luisa und ich wissen nun, dass man dieses überall finden kann. Unter anderen Umständen, unter anderen Voraussetzungen. Mit Offenheit, Mut zum Risiko und wenig Planung. 

 

Während ich auf einer Reise als Mittel zum Zweck unterwegs bin, hat Luisa das Reisen längst zum Mittelpunkt ihres Lebens gemacht. Wer Interesse hat, kann sich auf ihrem Reiseblog inspirieren lassen. 

https://ungefiltertunterwegs.com/