21) Die Göttin Pachamama

- eine viertägige tour nach machu picchu

Zeitraum: 27.2. - 2.3. 

 

 Hoch in den Anden liegt einer der spektakulärsten Orte der Welt. Die geheimnisumwitterte Ruinenstadt Machu Picchu. Auch bekannt als Stadt in den Wolken war sie einst das Himmelreich der Inka, heute ist sie eines der sieben Weltwunder und der Touristenmagnet Perus. 

Verschiedene Wege führen zu ihr. Bequeme Wege mit Bus und Bahn sowie tagelange Wanderungen. 

Wir entschieden uns für den Inca Jungle Trek, der neben der Wanderung nach Machu Picchu auch verschiedene Aktivitäten beinhaltete. Zugleich wurde jene Tour der Beginn einer echten Freundschaft. 

 

Day 1

Cusco - Albra Málaga - Santa Maria 

 

”Good Morning, how are you doing?”, fragte Fanny unseren Tourguide, nachdem wir ins Taxi eingestiegen und die ersten Meter gefahren sind. “La direccion por favor”, antwortete der Mann am Steuer. Fanny brauchte einen Moment, bis sie realisierte, dass der Fahrer gar nicht unser Tourguide war und das Taxi auch gar nicht zu unserer Organisation gehörte. 

 

Einen Tag zuvor kam unser Guide Louis persönlich in unser Hostel, um mit uns die Tour zu besprechen. Während ich ein Mittagsschlaf hielt, hörte Fanny aufmerksam zu, was wir für die Tour alles brauchen und wie sie ablaufen würde. 

Im Normalfall müssen die Touren nach Machu Picchu Wochen- manchmal auch Monate im Voraus gebucht werden. Zu groß ist der Andrang von Menschen aus aller Welt. Jetzt, in Zeiten der schweren Proteste im Land, war von all dem Andrang nichts zu sehen. Für die Tourismus-Organisationen ein Alptraum. Es war surreal und zugleich ein Ausdruck ihrer Verzweiflung, dass Fanny und ich tatsächlich die einzigen beiden auf unserer gebuchten Tour waren. Unter normalen Umständen wird diese Tour erst ab acht Teilnehmern gestartet, damit es sich für die Organisation auch wirklich rentiert. In diesen Tagen hatte man keine Wahl, man war froh über jeden Touristen, der die Tour buchte. Und so bekamen wir eine private Tour nach Machu Picchu. 

 

Wir sollten am Hostel abgeholt werden und so standen wir pünktlich um 6 Uhr mit gepackten Taschen an der Straße. Das Taxi, in das wir einstiegen, hatte auf dem Dach ein “Tourismus”- Schild, hupte und hielt vor uns an der Straße. In Kombination mit der Tatsache, dass der Fahrer für Fanny aussah, wie unser Guide Louis, zu dem sie noch am Vortag sprach, ließ dies keine Zweifel aufkommen. Bis der Fahrer nach der Adresse fragte und uns wissen ließ, dass wir in einem stinknormalen Taxi gelandet waren. Wir stiegen schnell aus und warteten weiter. 

 

Es war das erste Mal, dass Louis zu spät war und wir ahnten noch nicht, dass wir uns schnell daran gewöhnen würden. In einem Kleinbus fuhren nun also Fanny und ich gemeinsam mit Louis Louis und dem Fahrer Guido aus Cusco los. 

Wir fuhren durch den Sacred Valley und die kleinen Städte Chinero, Urubamba und Ollantaytambo. 

An diesem ersten Tag der Tour standen zwei Aktivitäten auf dem Plan. Die erste war eine Fahrt mit dem Mountainbike.

Von Albra Málaga aus ging es 60km mit dem Fahrrad bergab. In drei Stunden fuhren wir von 4300m runter auf 1600 Metern Höhe und fanden uns am Ende der Tour in Huam Maria wieder. Hier gab es Mittagessen in einem kleinen lokalen Restaurant. 

Im Anschluss ging es mit dem Auto weiter zum Rio Vilcanota. Rafting war die zweite Aktivität des Tages. 

Für mich persönlich das erste Mal in meinem Lebens, war es mir zu Beginn nicht ganz geheuer. Die Wildwasserbahn des Rio Vilcanota sah wirklich wild aus. Und während im Normalfall das Boot mit acht Personen gefüllt ist, waren wir hier nur zu viert. Fanny und ich, Louis und ein Verrückter, der das Rafting leitete. Der uns eine nicht länger als zweiminütige Einführung gab, in der es unter anderem darum ging, wie wir uns verhalten sollten, wenn wir über Bord gehen. Während der Fahrt motivierte er uns immer wieder, uns soweit wie möglich auf den Rand des Bootes zu setzen. Und er bekam nicht genug, als Steuermann des Bootes immer wieder Kurs mitten auf die Strömungen zu nehmen, deren Wellen uns und das gesamte Boot jedes Mal aufs Neue überschwemmten. 

Wir hatten es überlebt und im Nachhinein betrachtet hatte es auch echt Spaß gemacht. 

 

Ein letztes Mal fuhren wir mit dem Auto weiter zum Startpunkt des Inca Jungles. Von hier aus würden wir in den nächsten beiden Tagen nach Machu Picchu wandern. Auf dem einstündigen Weg zu unserer ersten Unterkunft sahen wir Chili/ -Kaffee/ - und Kokapflanzen, die hier in großer Menge wachsen. 

DAY 2

Santa Maria Eco Iodge - Cocalmayo - Santa Teresa                                                                              

Der Aufenthalt wurde zu einer tollen Erfahrung, denn wir kamen hier bei echten Locals unter. Mitten in den Anden hat die Familie hier ihr Grundstück. Bei herrlicher Aussicht auf die Berge bekamen wir ein lokales Frühstück serviert, das mit Saft aus den umliegenden wachsenden Passion Fruits, Avocados, frischem Honig und dem selbst gemachten Kaffee zum gesundesten Frühstück auf meiner bisherigen Reise wurde. 

 

Die Mutter der Familie zeigte uns im Anschluss, wie sie ihren hauseigenen Kaffee herstellen und auch wir durften uns darin versuchen, die Kaffeebohnen zu rösten und zu zermalmen. In meinem 27. Lebensjahr suche ich noch immer vergeblich nach dem Geschmack für Kaffee, nun weiß ich wenigstens, wie er produziert wird. 

Wir probierten einen hausgemachten Brownie sowie den selbstgebrannten Schnaps der Familie. 

In der Schnapsflasche befand sich eine Schlange, die einem in dem Glauben der Locals heilige Kräfte verleitet. 

Bevor der Schnaps getrunken werden durften, musste man zunächst die ersten paar Tropfen auf den Boden tropfen lassen. Der heiligen Pachamama, zu Deutsch der heiligen Mutter Erde, gehören die ersten Tropfen als Zeichen des Respekts vor der Natur. 

Nachdem Fanny und ich uns noch gehörig zum Affen machten, als wir auf Anweisung von Louis traditionelle Klamotten der Bergleute anzogen, ging es als los auf die Wanderung nach Machu Picchu. 

18km sah der Inca-Trail an diesem Tag für uns vor. Der schmale Weg führte uns durch die beeindruckende Natur der Anden. Wir waren hier alleine, Fanny und ich, und unser Guide Louis. Außer uns war da nichts als idyllische Stille. 

 

Bei einem Aussichtspunkt hoch in den Bergen machten wir eine kurze Pause, die Louis dazu nutzte, uns ein Pachamama-Ritual näherzubringen. 
Zuerst mussten wir uns selbst reinigen. Dann zeigte Louis uns seine mitgebrachten Kokablätter, die er mit Steviapulver versehrte. Jeder von uns sollte sich die besten drei Blätter heraussuchen und sie zwischen den Fingern halten. 

Als Louis eine kleine Klingel läuten ließ, sollten wir all jene Gedanken hervorrufen, die wir loswerden möchten. 

Anschließend sollten wir drei mal in die Kokablätter zwischen unseren Fingern pusten. Zum Abschluss des Rituals wurden die Blätter dann in eine kleine Höhle gelegt an einen Ort unserer Wahl. 

 

Die Göttin Pachamama gilt mehreren indigenen Völkern der Anden Südamerikas als personifizierte Erdmutter, die Leben in vielfacher Hinsicht schenkt, nährt, schützt und zu ritueller Kommunikation fähig ist. Sie ist die Vermittlerin zwischen Ober- und Unterwelt und wird verehrt als allmächtige Göttin. 

So ist den Peruanern hoch in den Anden die Natur heilig und auf Pachamama basieren verschiedenste Rituale.  

 

Der Weg führte uns weiter vorbei bei einer weiteren Familie, bei der wir ein selbstgemachtes Ananas-Eis kauften. Würde gerne von genießen sprechen, wenn ich Ananas nicht verabscheuen würde. 

Gegen 12:30 Uhr erreichten wir unseren Spot fürs Mittagessen. Wieder bei einer kleinen Familie inmitten der Anden. 

Während unserer Mittagspause im Anschluss durften wir uns in Hängematten entspannen und sammelten Energie für die zweite Hälfte unseres heutigen Trips. 


Es war ein Weg mit so einigen Hindernissen. Zeitweise war der Weg selbst ein einziges Hindernis, denn die Vegetation wuchs aufgrund der nicht vorhandenen Touristen in den letzten Wochen stark. So stark, dass selbst Louis, der die Wege nach Machu Picchu in- und auswendig kennt, einmal verzweifelte. 30 Minuten suchten wir vergeblich nach einer Brücke, die uns auf die andere Seite eines Flusses führte, die der einzige Weg war, jenen Fluss zu passieren. 

Einen weiteren Fluss konnten wir nur mit einer kleinen Seilbahn überqueren, die von Einheimischen erbaut wurde.

Um 16:30 Uhr erreichten wir das kleine Dorf Cocalmayo. Hier gingen wir in einem von Natur aus entstandenen Thermenbad baden. Die Wassertemperatur der Hot Springs sorgte nach der 18 km-langen Wanderung für große  Entspannung. 

 

Louis präsentierte sich als allwissender, engagierter Guide, der uns alles erklärte, was es zu erklären gab und uns mit großer Leidenschaft durch die Natur der Anden führte. In den Abendstunden des zweiten Tages unserer Tour tat er dann alles dafür, uns seine seltsamen Seiten zu offenbaren. 

Louis organisierte ein Taxi und wir fuhren nach Santa Teresa. Das Taxi zahlten Fanny und ich, auch für Louis. 

Als wir in Santa Teresa ankamen, war das Hostel, in dem wir übernachteten sollten, ausgebucht. Louis verschwand für 10 Minuten und als er wiederkam, meinte er nur: “The reservation was in a different hostel.” Die Art und Weise und sein Gesichtsausdruck ließen auf zwei Dinge schließen. 1.: Er hatte gar keine Reservierung für Santa Teresa abgeschlossen und 2.: Louis konnte nicht lügen. 

Am Abend gingen wir mit Louis in einen Club seiner Wahl. Wir waren die einzigen in jenem Club, dessen laute Musik mit der ruhigen Kleinstadt in den Anden im Widerspruch stand. Louis legte sich mit dem Barverkäufer an wegen der Preise für die Getränke. Die Getränke zahlten Fanny und ich. Was Louis nicht daran hinderte, sich selbst als erster von dem bestellten Pisco Sour einzuschenken.

Day 3

Santa Teresa - Hydroelectric - Aguas Calientes 

 

Vor diesem Tag hatte ich Angst. Für den Morgen stand Ziplining auf dem Plan. Über einer 120 Meter tiefen Schlucht würden wir uns von links nach rechts schwingen. Für einen Menschen mit Höhenangst nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, aber nun gut. 

Die Tatsache, dass wir vor dem Start unterschreiben mussten, dass Verletzungen und auch der Tod möglich sind, machte die Sache für mich jetzt nicht unbedingt besser. 

 

Im Endeffekt war alles irgendwie harmlos. Sicherlich auch dadurch bedingt, dass ich während der Fahrten nicht einmal nach unten sah. Gleichzeitig war es aber auch irgendwie wenig spaßig. Klammert man das Adrenalin, das im Vorfeld ausgeschüttet wurde, aus, würde ich behaupten, es war beinahe so langweilig, dass ich durch das Ziplining meine Höhenangst verlor. 

Wir machten das Ziplining gemeinsam mit einer Gruppe Israelis, die wenig boten, was ich von Israelis nicht bereits kannte. Im Einzelnen überwiegend sympathische Menschen, die in der Gruppe wirkten wie ein aufgedrehter Haufen Jugendlicher in ihrer Frühpubertät. 

Mit dem Kleinbus und den wilden Israelis ging es nach Hidroelectrica und Fanny und ich waren nicht traurig, dass sich der gemeinsame Weg mit ihnen hier wieder trennte. Nah an den Gleisen der Bahngesellschaft „Perurail“, die Machu Picchu anfährt, aßen wir Mittagessen in einem kleinen Kiosk. 

Und dann ging es wieder ans Wandern. 9km entlang der Gleise bis nach Aguas Calientes. 

Wir erreichten die Kleinstadt gegen 17 Uhr und fanden uns in einer anderen Welt wieder. Die irgendwie ein Stück weit an Hogwarts erinnerte. Auf jeden Fall eine Welt, die nichts mit Peru zu tun hatte. Eineinhalb Kilometer von ihr entfernt ist sie der Ausgangspunkt für die Inkastadt Machu Picchu und wurde im Grunde nur für die Touristen errichtet. Ein wenig fühlte es sich an, als wären wir hier im Schlaraffenland gelandet. Einem teuren Schlaraffenland. Aber es gab hier Restaurants und alles andere, was das reiche Herz der Europäer begehrt. Und bei dem Gedanken, dass diese Stadt zu dem Land gehört, das wir von allen Seiten seiner Armut kennengelernt hatten, wirkte alles gleichzeitig irgendwie abstoßend. 

Wir aßen in einem Restaurant gemeinsam mit Louis und dieses Mal zahlte er sein zusätzlich bestelltes Getränk sogar selbst. 

Und dann hieß es vorberieten und erholen für Mach Picchu. 

Day 4

Machu Picchu 

 

Um vier Uhr morgens klingelte der Wecker. Auf Louis Anweisung sollten wir um 4:30 Uhr in Aguas Calientes aufbrechen. 1 1/2 Stunden dauerte der Weg hinauf zur Inkastadt, um 6 Uhr würde wir dort auf Louis treffen. Während wir die Wanderung auf uns nahmen, wollte Louis mit dem ersten Bus hinauffahren. 

Um kurz nach 6 standen wir vor den Toren Machu Picchus. Und warteten. Und warteten. Und warteten. Mit dem siebten Bus und 2 1/2h nach vereinbarter Treffpunktzeit war auch Louis angekommen. Und während er wieder einmal nach seinen Ausreden suchte, war es seinem Gesicht abzulesen, dass es ihm äußerst unangenehm war. Aber was sind in Südamerika schon 2 1/2h Verspätung.

 

Wir gingen zuerst zum Aussichtspunkt Machu Picchus. Und sahen nichts. Die Stadt in den Wolken machte ihrem Namen alle Ehre und so sah man von Machu Picchu zu diesem Zeitpunkt nicht einen einzigen Zipfel. 

Wir brauchten etwas Geduld und warteten etwa 15 Minuten, als sich die Wolkendecke verzog und Machu Picchu sichtbar wurde. 

 

In einer Höhe von über 2400 Metern erbauten die Inka die Stadt auf einem Bergrücken zwischen den Gipfeln des Huayna Picchu und des Berges Machu Picchu in den Anden über dem Urubambatal der Region Cusco. 

Ohne Metallwerkzeuge, Wagen und Mörtel errichteten die Inkas hier ein Areal aus über 200 Häusern, die aus aufeinandergeschichteten, exakt in Form gebrachten Steinen bestehen. 

1983 von der UNESCO zum Kultur- und Naturerbe der Menschheit erklärt ist sie wahrscheinlich das beeindruckendste architektonische Bauwerk des Inka-Reiches.

 

Nachdem uns Louis durch die Ruinenstadt führte und uns viele interessante Dinge über Machu Picchu und die Inkas erklärte, verabschiedete er sich inmitten der Häuser. Wir hatten nun noch Zeit, uns ein wenig selbst umzuschauen. 

Was er uns indes nicht sagte war, dass wir durch das One-Way-System nicht mehr zurückkamen zum Aussichtspunkt und so keine weiteren Fotos von uns machen konnten. Wir konnten nicht nach Machu Picchu reisen und dann keine Fotos vor der Stadt haben. Doch alle Versuche, den Weg zurückzugehen, wurden umgehend gestoppt durch die Sicherheitskräfte, die an jeder Ecke standen. Einer von ihnen zeigte sich dann korrupt. Für umgerechnet 15€ öffnete er uns einen Zwischenweg der zum Aussichtspunkt führte. Und so bekamen wir eine zweite Chance für Bilder und es entstanden ein paar nette Schnappschüsse als Beweismittel, dass wir auch wirklich dort waren. 

 

Unsere viertägige Tour endete dann mit einer Zugfahrt zurück. Und wenn Aguas Calientes Hogwarts Ähnlichkeiten mit Hogwarts aufwies, dann fühlte man sich auf jener Zugfahrt durch die Berge der Anden wie im Hogwarts-Express. 

Ziemlich beste feinde

“I can also speak german a bit“. Das waren Fannys Worte, als ich mich auf der Tour nach Uyuni das erste Mal mit ihr unterhielt. Wir waren die ersten beiden Personen, die in dem Kleinbus saßen, der die Leute für die Tour von ihren Hostels in San Pedro de Atacama abholte. Ein Smalltalk mit einer Luxemburgerin auf Englisch, denn sie konnte schließlich ja nur ein bisschen Deutsch sprechen. 

Das nächste Mal, dass wir sprachen, war in Uyuni nach der dreitägigem Tour, als wir uns zufällig im Restaurant wiedergetroffen hatten. Wieder unterhielten wir uns auf Englisch, genauso wie am Folgetag, als wir gemeinsam in Uyuni unterwegs waren, um die Bustickets nach La Paz und eine bolivianische SIM- Karte organisierten. 

Als wir am Abend mit Lukas und Katharina essen gingen, flog im Kreise deutscher Gesellschaft jene Lüge auf. Fanny konnte fließend Deutsch sprechen, so wie es für Luxemburger üblich ist, so wie alle Luxemburger neben ihrer Landessprache auch französisch und deutsch erlernen. 

 

Dass Fanny sich weigerte, Deutsch zu sprechen, weiterhin ungern Deutsch spricht, war auch begründet in ihrer Abneigung gegenüber Deutschen („Germans are annoying”). Und nicht zuletzt deswegen hatte ich bei ihr zu Beginn einen schlechten Stand. 

Für Fanny gab ich das Bild eines typischen, deutschen Touristen ab, der in seinem Auftreten doch viel zu nett erscheint, als dass man ihm trauen konnte und man mit ihm Zeit verbringen wollte. 

 

Das löste sie auf, als wir vier Wochen später in einer Bar in Montañita saßen. 

Und während Fanny mich anfangs nicht wirklich ausstehen konnte, erlebte ich sie in jener Zeit als verschlossenes, mitunter abweisendes Mädchen, das den engeren Kontakt meidete und sich vor Komfortzonen drückte. 

Das Verhältnis besserte sich um Einiges während der Zeit in La Paz. Doch die Entscheidung, gemeinsam und nur zu zweit Peru zu bereisen, wurde viel mehr als Mittel zum Zweck als aus einer Harmonie heraus getroffen. Wir wollten beide nach Peru, und zu zweit war es in der Zeit der Proteste, die das Land zu einem gefährlichen Ort machen, einfach sicherer. 

Zudem entsprach es weder Fannys noch meiner Vorstellung vom Solo- Travelling, über einen längeren Zeitraum mit einer Person gemeinsam zu reisen. 

 

Manchmal braucht es Zeit zwischen zwei Menschen, bis man all seine Seiten kennenlernt. Und diese Zeit bekamen wir auf jener Tour nach Machu Picchu. Aus einer Zwecksgesellschaft wurde hier ein Team, aus zwei Fremden wurden enge Freunde. Auf den Wegen nach Machu Picchu sprachen wir über so viele Themen, das uns schon bald keine mehr einfielen. Und vor allem merkten wir hier, dass wir bei aller Verschiedenheit in den wichtigen Dingen doch sehr auf einer Wellenlänge waren. Zwei Menschen, die gerne und viel zu schnell über Menschen urteilen. 

Die nicht ahnten, dass sie am Ende sechs Länder gemeinsam bereisen würden.