
Zeitraum: 20.1. - 26.1.
In Puerto Iguazu war die hohe Luftfeuchtigkeit zu spüren. Es waren 37 Grad und ich war erschlagen von der 18 stündigen Busfahrt aus Buenos Aires.
Ich musste mich hier an vieles gewöhnen. Das Klima, das „Jazz Hostel“, indem über zehn Leute gleichzeitig arbeiteten und die Rezeption doch nie besetzt war. Und vor allem reiste ich nun wieder alleine und nach einem Monat in einem Umfeld, an das ich mich sehr gewöhnt hatte, fühlte es sich wie eine neue Reise an, die hier in Iguazu begann.
Ich war für die Wasserfälle nach Iguazu gekommen. Das Naturwunder wird von der Landesgrenze zwischen Brasilien und Argentinien getrennt. Zwei Tage hatte ich eingeplant, einen Tag für die brasilianische und einen für die argentinische Seite.
Wer meine Blogartikel liest, der ahnt, das es anders kommen sollte.
„Are you travelling solo?“, fragte mich Teja, als ich am Abend einen Schluck meines Bieres in einem kleinen Restaurant genoss. Sie saß mit Saint aus Thailand ein paar Tische weiter und bot mir an, mich dazuzugesellen. So hatte ich in Iguazu neue Gesellschaft gefunden.
Am kommenden Tag zog ich mich Teja und Saint in Richtung der Wasserfälle auf die brasilianischen Seite.
Es war beeindruckend. Die meisten der Wasserfälle liegen auf der argentinischen Seite und so wird einem von der brasilianischen Seite aus ein einzigartiger Panoramablick geboten.
Der Hauptwasserfall, die Garganta del Diablo, zu deutsch „Teufelsschlund“, ist über einen Steg erreichbar, am Fuße der 150 Meter breiten und 700 Meter langen Schlucht. Die Wassermassen des Wasserfalls sorgten hier für eine enorme Gischtbildung sowie für nasse Kleidung bei Teja, Saint und mir.

Wieder angekommen in Puerto Iguazu, machten wir noch einen Abstecher zum Triple Frontera. Es ist das Dreiländereck zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay. Die dreifache Grenze liegt an der Mündung des Rio Iguazu in den Rio Paraná unweit der Iguazu-Wasserfälle. Am Hito Tres Fronteras hat man auf argentinischer Seite somit drei Länder auf einen Blick.
Während des Tages entschied ich mich, am kommenden Tag Teja zu begleiten. Sie wollte einen Abstecher nach Paraguay machen und ein weiteres Land auf meiner Liste war letztlich Grund genug für mich, mich ihrem Plan anzuschließen.
Paraguay
Am kommenden Morgen machten wir uns beide auf den Weg zurück zum Dreiländereck. Hier fährt eine kleine Fähre über den Rio Iguazu nach Paraguay, 10 Minuten Fahrt, unkompliziert also. Da unkompliziert aber auch langweilig wäre, wurde es stattdessen aufs Äußerste kompliziert.
Die Fähre war kaputt. Sie würde aktuell repariert, aber eine Überfahrt sei zurzeit nicht möglich, erklärte uns die Dame am Ticket-Office Uns blieb nur der Weg mit dem Bus.
Dieser Weg war dann ein wirklich komplizierter. Er führte zunächst über die Grenze nach Brasilien und später über jene nach Paraguay. Während die Kontrollen für den Übergang nach Brasilien zwar mit Wartezeiten verbunden, aber kein Problem darstellten, passierte unser Bus die Grenze nach Paraguay einfach, ohne zu halten. Um nicht illegal einzureisen, entschieden Teja und ich uns, an der nächsten Haltestelle auszusteigen und zu Fuß zurück zur Grenze zu gehen. Hier bekamen wir dann unseren Einreisestempel.
Wir waren nun in Ciudad del Este, der zweitgrößten Stadt Paraguays. Aufgrund ihrer strategischen Lage am Triple Frontera ist sie ein Einkaufs- und Handelszentrum.
Mit anderen Worten ist Ciudad del Este aber auch ein reines Chaos. Dichter Verkehr, dichte Bauten, unzählige Straßenstände überfüllen das Zentrum der Stadt. Hupende Autos und herumschreiende Straßenverkäufer sorgen für ein wildes Leben. Der erste Straßenverkäufer, dem wir über den Weg liefen, versuchte uns kurzerhand einen Elektroschocker anzudrehen und wir merkten schnell, als augenscheinliche Europäer wird einem hier alles mögliche angeboten.
Viele Touristen kommen nur zum Einkaufen nach Ciudad del Este.. Elektronik gibt es hier sehr günstig. Somit kommen auch viele Argentinier und Brasilianer hierher. Dadurch erklärt sich auch der Stau auf der Puente del la Amistade, der Freundschaftsbrücke, in dem wir vor der Grenze zu Paraguay für rund 1 1/2 Stunden standen. Und ebenfalls erklärt sich dadurch das Überangebot an Elektronikläden, die hier ganze Shoppingcenter füllen.
Während der Großteil der Menschen für die Elektronik nach Ciudad del Este kommt, entdeckte ich für mich einen ganz anderen Sinn. Während ich die letzten Wochen und Monaten Südamerika verzweifelt nach Vapes absuchte, waren diese hier Überschuss zu finden. Es war ein reinstes Paradies. Und was noch erfreulicher war, sie kosteten hier so gut wie gar nichts. Für umgerechnet vielleicht 20€ bekamen wir hier sechs Vapes.
Die böse Überraschung erlebten wir dann nach und nach später. Von den sechs Vapes waren letztlich drei einfach leer. Wir bekamen somit auch zu spüren, dass man beim Kauf von Waren in dieser Stadt nichts und niemandem trauen kann.
Ich folgte an diesem Tag Tejas Plänen, weil ich selbst keinen von Paraguay hatte. Vor allem aber konnte ich aufgrund meiner noch immer begrenzter Spanischkenntnisse wenig helfen. Teja präsentierte sich als Slowenin als multilingual und weigerte sich doch, von ihren Deutschkenntnissen in der Kommunikation mit mir Gebrauch zu machen. Dafür konnte man sich auf ihr Spanisch verlassen. Ob in Gesprächen an Grenzübergängen, im Shoppingcenter, am Busterminal, am Fährableger. Sie konnte alles regeln und die Herausforderungen, die sich uns an diesem Tag in den Weg stellten, problemlos lösen.
Zu Tejas Plan für den Abstecher nach Paraguay gehörte noch der Besuch zu den Saltos del Monday, den Wasserfällen am Rio Monday. Vergleichbar mit den Wasserfällen von Iguazu waren hier leider nur die Preise. Wenn man es versuchte, es nicht mit jenen Wasserfällen des Naturwunders von Iguazu zu vergleichen, war es aber auch hier sehr schön.
Wir hatten große Hoffnung, dass wir zumindest für den Rückweg die Fähre nutzen könnten. Und mit dieser Hoffnung fuhren wir per Uber zum Fährableger auf Paraguays Seite. Natürlich war die Fähre noch immer nicht wieder im Einsatz und unsere Hoffnung wurde im Keim erstreckt. Es bleib also wieder nur der Weg mit dem Bus. Statt einer zwanzig minütigen Fährfahrt mussten wir nun also per Uber erstmal wieder zurück nach Ciudad del Este um von von dort aus einen Bus zurück nach Argentinien zu nehmen. Wir wollten zunächst wieder auf Nummer sicher gehen und uns am Grenzübergang aus Paraguay ausstempeln lassen. Am Grenzübergang sahen wir dann zwei Dinge.
Zum einen einen Bus, der nach Argentinien fuhr und zum anderen eine lange Schlange am Schalter. Es hieß nun „Bus bekommen oder Ausstempeln“. Wir wussten nicht, wie viele Busse an diesem Abend noch nach Argentinien fahren würden und entschieden uns für den Bus. Und so fehlte uns der Ausreisestempel und wir sind bis heute noch in Paraguay registriert und werden es wohl auch für immer bleiben.
Als wir wieder in Puerto Iguazu ankamen, nahmen wir noch den Sonnenuntergang am Triple Frontera mit und blickten auf das Ufer Paraguays, das von hier aus gerade einmal 200 Meter entfernt war, von dem aus die Fähre doch nur 10 Minuten gedauert hätte.
So blickten wir nun gleichzeitig zurück auf zwei stundenlange Wege über die Straßen von drei Ländern und einen Tag mit all seinen Widrigkeiten, der jedoch ebenfalls ein kleines Abenteuer darstellte, das es wert war.
Während Teja am kommenden Tag nach Buenos Aires weiterzog, stand für mich der Besuch der Wasserfälle Iguazus auf der argentinischen Seite an.
Noch am Vorabend lernte ich Rob kennen, einen Engländer im Auslandssemester in Santiago, der seine Semesterferien für eine Rundreise in Argentinien nutzte.
Wir machten uns gemeinsam auf den Weg, um die Wasserfälle, die zu den sieben Weltwundern der Natur zählen, aus argentinischer Perspektive zu erleben.
Man kam hier näher an die Wasserfälle, zudem gab es hier mehr Wege und auch hier war der Anblick beeindruckend. Jedoch konnte es die Perspektive von Brasilien aus auf die Wasserfälle nicht toppen. Wir entschieden uns gegen eine optionale Bootsfahrt und waren so stolz, die umgerechnet 40€ eingespart zu haben, dass wir uns wenig später für ein Schicki-Micki-Rrstaurant entschieden und umgerechnet 20€ für das Mittagessen investierten. Mein Magen-Darm-Virus aus Buenos Aires war noch immer nicht ganz abgeklungen, auch Rob hatte seit dem Morgen Magenprobleme. Und so wurde das All you can eat - Buffet gleichzeitig zu einer Probe für unsere Mägen.
Robs und meine Reisepläne deckten sich, wir wollten beide nach Salta, in den Nordwesten Argentiniens. Wir buchten eine Busfahrt, die uns zunächst über Córdoba führen sollte. Zwei Tage später würde der Trip losgehen.
Bis dahin wechselte ich meine Unterkunft noch einmal für zwei Nächte. Über Booking fand ich ein günstiges Apartment mit Balkon und gönnte mir so für zwei Nächte und einen Tag nach langer Zeit mal wieder etwas Privatsphäre und Ruhe, die es zweifellos zwischendurch immer mal wieder braucht.